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Glossar |

 
 

Thanatologische Begriffe kurz und bündig erklärt.
Dieses Glossar ist kein Fachlexikon!
(Aber vielleicht der Anfang dazu.)

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Inhaltsverzeichnis dieser Seite


A-Z |
Anch (auch: Ankh)
☥, alt-ägypt.: "Leben". Eine Hieroglyphe. In Darstellungen halten es die Götter dem König an die Nase, um ihm Leben einzuhauchen. Das Symbol spielt eine große Rolle im alt-ägyptischen Totenglauben und findet sich auf zahlreichen Gegenständen der Grabaustattung.
Anubis
A., ägypt.: "das Hündchen". Figur der ägyptischen Mythologie, die häufig mit Schakalkopf dargestellt wird. A. ist Gott der Nekropolen und der Einbalsamierung.
Athanasie
A., griech.: "Todlosigkeit" (von "thanatos", Tod, und der verneinenden Vorsilbe a-), Fachterminus für Unsterblichkeit. In den griech. und lat. Formen Athanasios, Athanasius und Athanasia wird der Begriff bis in die Gegenwart hinein als Vorname verwendet.
Athanatologie
A., griech.: Lehre von der Unsterblichkeit (von "Athanasie" und "logos", Wort/Lehre).
Atropos
A. ist diejenige der drei Moiren, die den Lebensfaden mit einer Schere durchschneidet und so den Tod eines Menschen herbeiführt.
Baron Samedi
Ein Voodoo-Geist. B.S. gehört zu den sogenannten Ghede Loa, den Geistern der Toten, einer der drei prominentesten Loa-Familien. Er gilt als Gemahl von Mamman Brigitte und als Herr der Friedhöfe, sowie als der Loa, dessen Reich der Tod ist. Wie bei allen Begriffen aus dem Umfeld des Voodoo sind verschiedene Schreibweisen möglich.
Calaveras
C., von span. calavera, "Totenkopf". (1) Bezeichnung für Skelettfiguren oder Totenschädel aus Pappmaché, Gips oder Zucker, wie sie beim mexikan. Día de los Muertos Verwendung finden. (2) Teilweise auch Bezeichnung für weitere Gegenstände im Zusammenhang mit dem mexikan. Tag der Toten, wie etwa Gedichten. (3) Name für künstlerische Darstellungen, die Skelette als maßgebliches Motiv benutzen. In allen Bedeutungen haftet C. ein humoristischer, oft ironischer Zug an. Der mexikan. Künstler J. G. Posada verwendete C. im Rahmen sozialer Kritik und wurde dadurch weltbekannt.
Carpe Diem
C., lat: "Ergreife den Tag." Ausspruch von Horaz (Oden, 1,11,8). Aufforderung, den gegenwärtigen Tag, das Jetzt und Heute, als das Gegebene zu ergreifen, zu nutzen und zu genießen. Dies beinhaltet auch, die Sorgen und Hoffnungen bezüglich des ungewissen Morgen (der Zukunft) zurückzustellen und sie nicht zum bestimmenden Element des Heute werden zu lassen. Kritiker mahnen an, dass eine solche Lebensweise in ein "in den Tag hineinleben" ausarten kann und dass umsichtige Vorbereitungen auf zukünftige Herausforderungen für das Überleben unerlässlich sind.
Charon
C., in der griech. Mythologie der Fährmann, der die Toten mit seinem Kahn über den Grenzfluss Acheron ins Totenreich befördert. Jedoch werden nur solche Seelen überführt, deren Körper korrekt bestattet wurden und denen man einen Obulus als Fährgeld mitgegeben hat. Die griech. Mythen sprechen davon, das Geld unter der Zunge des Leichnams zu platzieren, in der modernen Popkultur werden die Geldstücke in der Regel auf die geschlossenen Augenlider gelegt.
Día de los muertos
Der D., dt. "Tag der Toten", ist ein hoher mexikan. Feiertag prä-hispanischen Ursprungs, der nach Intervention und terminlicher Verschiebung durch die christlichen Kirchen jedes Jahr am 2. November - also in unmittelbarer Nähe zum christlichen Totenfest "Allerheiligen" / "Allerseelen" - zu Ehren der Verstorbenen begangen wird. Der volkstümlichen Überlieferung nach kehren die verstorbenen Verwandten in der Nacht vom 1. auf den 2. November aus dem Totenreich zurück und bei ihren noch lebenden Ahnen ein, um diese zu besuchen und mit ihnen zu feiern. Die Lebenden richten dazu die Gräber der Toten, den Weg, der vom Friedhof zu ihrem Haus führt, sowie eben dieses Haus feierlich mit Calaveras, Blumen, Kerzen u. ä. her. Zudem werden spezielle Speisen zubereitet, etwa sogenanntes "Totenbrot" (pan de muertos) und Süßwaren in Totenkopf- und Skelettformen. Teilweise werden auch besondere Altäre zur Totenverehrung (ofrendas) hergerichtet. Im Laufe des 2. November werden die zurückgekehrten Toten dann mit Feierlichkeiten auf dem Friedhof wieder bis zum nächsten D. ins Totenreich verabschiedet; dabei wird auf dem Friedhof getanzt, getrunken, gegessen und musiziert, manchmal werden auch Feuerwerke gezündet. Der D. ist eines der bekanntesten Beispiele für einen vom westlichen Standard abweichenden Umgang mit dem Tod und wird daher in der globalen Medienkultur häufig als Referenz aufgegriffen.
Diesseits
Das D. ist Teil einer mind. dualistisch gedachten Weltordnung. In einer solchen beschreibt D. den Ort "diesseits" einer Grenze; in der Regel ist hier die Todesgrenze gemeint. Damit wird das D. aus unserer Perspektive als Aufenthalts-, Existenz- und Handlungsort der Lebenden bestimmt. Der Gegenbegriff ist das Jenseits.
Epitaph
E., griech.: "das auf dem Grab Befindliche" (von epi, "auf", und taphos, "Grab"). Sammelbegriff für zu einer Begräbnisstätte zugehörige Elemente, die der Bezeichnung des Grabes und der Erinnerung an den Verstorbenen dienen. Zu den E.en zählen u.a. Grabinschriften, -plastiken, -platten, -steine usw. Teilweise werden auch Grabreden als E. bezeichnet.
Ereschkigal
E., sumer., mögliche Übersetzungen "Herrin der großen Erde", "Herrin der Unterwelt" u.a. Figur der sumerisch-akkadisch-babylonischen Mythologie. Dort die Königin der Unterwelt bzw. des Totenreiches. Gattin des Nergal, Schwester der Ishtar. Symbolisch wird ihr die Schlange zugeordnet, der aufgrund ihrer Fähigkeit zur Häutung die Möglichkeit der Wiedergeburt zugeschrieben wird. Erwähnt ist E. u.a. im Gilgamesch-Epos, sowie in den Epen um Inanna und Dumuzi und ihre Abstiege in die Unterwelt.
Existenzphilosophie
E., oft auch Existentialismus, ist ein Sammelbegriff für eine Reihe unterschiedlicher und zumeist voneinander unabhängiger philosophischer Positionen, die vor allem im 19. und 20. Jh. entstanden sind. Zu den bedeutendsten Philosophen dieser Denkrichtung, die sich keineswegs als einheitliche Schule präsentiert, gehören u.a. Sören Kierkegaard, Karl Jaspers, Jean-Paul Sartre und Albert Camus. Auch eher umstrittene Persönlichkeiten, wie etwa Max Stirner, Friedrich Nietzsche oder Martin Heidegger werden dieser Gruppe zugerechnet. Obwohl sich die einzelnen Denker in vielen Punkten drastisch voneinander unterscheiden, lässt sich durchaus eine gemeinsame Schnittmenge ausmachen, die Thomas R. Flynn auf fünf zentrale Themen reduziert hat, die in wechselndem Umfang bei allen E. angesprochen werden: (1) Die Existenz geht der Essenz voraus. (2) Zeit ist essentiell. (3) Humanismus: Der (individuelle) Mensch steht im Mittelpunkt. (4) Freiheit und Verantwortung. (5) Ethische Überlegungen sind von größter Bedeutung. Dem E. wird dabei angerechnet, die perspektivische Wende vom Objekt zum Subjekt, vom Allgemeinen zum Besonderen, von der Masse hin zum Individuum maßgeblich befördert bzw. initiiert zu haben.
Flatline
F., engl., wörtl. "flache Linie", med. "Nulllinie". Darstellungen von Herz- oder Hirnaktivität werden im klinischen Bereich mittels Elektro-Kardio- bzw. Elektro-Enzephalo-Gramm gemessen und zumeist in rhythmischer Wellenform auf einem Bildschirm ausgegeben. Eine F. zeigt bei diesem Verfahren ein Ende der Herz- oder Hirnaktivität an und ist somit ein Zeichen des eingetretenen (klinischen) Todes.
Freitod
Der Begriff beschreibt eine Selbsttötung, bei der der Umstand der frei-willigen und frei-heitlichen, bewussten Entscheidung zur Beendigung des eigenen Lebens besonders betont und hervorgehoben werden soll.
Geist
G., von indogerm. gheis "erregt". (1) Sammelbegriff für mentale Strukturen (Bewusstseinszustände, Affekte, Gefühle, Inhalte des Denkens, usw.), Forschungsgegenstand der modernen Kognitionswissenschaften, vgl. auch den Arbeitsbereich der "Philosophie des Geistes" oder die Teilung der Wissenschaften ins Geistes- und Naturwissenschaften. Es ist dabei durchaus strittig, ob es sich bei dem, was den Geist bzw. das Mentale ausmacht tatsächlich um eine eigenständige Entität handelt, oder ob hier nur eine besondere Erscheinungsform des biologisch-physischen vorliegt. Der lange Zeit propagierte Dualismus von Körper und Geist wird zunehmend verneint, Reduktionismen und Monismen versuchen den Geist als Teil des Physischen zu erklären. (2) Synonym für den Begriff der Seele. (3) Freie Seele eines Verstorbenen und in dieser Form eine Variante des Wiedergängers; eine metaphysische und nicht nachweisbare Erscheinung eines verstorbenen Menschen ggü. Lebenden, zumeist in böser Absicht. Der Aberglaube erzählt von ruhelosen Seelen, die vor ihrem Tode gewisse Taten unerledigt gelassen haben und deshalb nach ihrem Ableben wiederkehren. Ein bei fast allen Autoren vorkommendes Merkmal für die Anwesenheit von Geistern ist ein Absinken der gefühlten Temperatur, oft in Form eines plötzlichen Windzuges. Geister und ihre Erscheinungen sind bis heute beliebte Motive der fiktionalen Literatur, vor allem im Genre der Phantastik. Die tatsächliche Existenz solcher Erscheinungen konnte noch nie belegt werden.
Ghede Loa
Eine Familie von Voodoo-Geistern, auch "Geister des Todes" genannt. Die G.L. werden u.a. angeführt von den Baronen La Croix, Samedi, Cimitière sowie von Mamman Brigitte. Ihr Verhalten wird allgemein als laut, anstößig, derb, aber auch als stark sexuell und humorvoll charakterisiert. Ihnen wird nachgesagt, dass sie nichts zu fürchten hätten (da sie ja schon tot seien). Ihnen wird eine Vorliebe zu den Farben Schwarz und Purpur unterstellt. Wie bei allen Begriffen aus dem Umfeld des Voodoo sind verschiedene Schreibweisen möglich.
Gilgamesch (-Epos)
Held des nach ihm benannten G.-Epos, welches Teil der sumerisch-akkadisch-babylonischen Mythologie ist. Das Epos erzählt (in seiner kanonischen Fassung aus dem 11. Jh. v. Chr.) von G., dem König der Stadt Uruk, der durch den Tod seines Freundes Enkidu mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert wird und daraufhin eine Reise an den Rand der Welt unternimmt, um dort das Geheimnis der Unsterblichkeit zu erfahren, welches ihm jedoch verwehrt wird. Gemäß anderer Erzählungen, welche die Geschichte des G.-Epos fortschreiben, wird G. nach seinem Tod König des Totenreiches. Teils wird G. auch als Totengott verehrt, der bei der Belästigung der Lebenden durch Totengeister angerufen wird.
Hades
H., griech.: "der Unsichtbare" (von idein, "sehen", und der verneinenden Vorsilbe a-). Figur der griech. Mythologie. Sohn des Kronos, Bruder des Zeus und des Poseidon, der sich mit diesen beiden letzten in der griechischen Mythologie das Weltregiment teilt. H. herrscht nach dieser Teilung streng und verderbenbringend über die Unterwelt, die seinen Namen trägt. Damit ist der H. auch Ort der griech. Mythologie: der den Blicken der Menschen entzogene, unsichtbare Aufenthalt der Toten im Schoß der Erde.
Halloween
H., abgeleitet von "all hallow's eve" (Allerheiligenabend, d.h. der Abend vor Allerheiligen), ist eine moderne Feier, die im Allgemeinen u.a. mit Dunkelheit, (angenehmem) Horror und eben auch Tod und Sterben verbunden wird. Dekorationen und Verkleidungen bedienen sich neben universell-okkulten Themen, z.B. Hexen und Monstern der Popkultur, auch sehr häufig bei Skeletten, Gräbern, Geistern und ähnlichen Motiven. H. wird eine Kontinuität zum keltischen Fest "Samhain" unterstellt, die wissenschaftlich aber kaum belegt werden kann. Vor allem die neo-pagane Interpretation von Samhain als Totenfest ist strittig. Das Fest, das heute jährlich in der Nacht vom 31. Oktober zum 01. November gefeiert wird, hat seinen Ursprung wohl tatsächlich im (katholischen) Irland. Von dort aus gelangte H. in die USA, von wo es wiederum zu Beginn der 1990er Jahre - stark verändert - zurück nach Europa kam. Seitdem wird es auch in Deutschland gefeiert und freut sich zunehmender Beliebtheit, inkl. Verkleidungen bzw. Kostümfesten, Kürbis-Schnitzereien, Wohnungs- und Hausdekoration, u.v.m. Allerdings ist auch die Kritik an H. stetig gewachsen. So wird z.B. beanstandet, dass H. keinen authentisch-historischen Hintergrund habe oder dass die Feierlichkeiten inzwischen stark kommerzialisiert werden. Auch religiöse Kritik, die dem Fest seinen angeblichen heidnischen Ursprung vorwirft, ist häufig.
Hathor
H., ägypt.: "Haus des Horus". Figur der ägyptischen Mythologie, die häufig in Kuhgestalt, oder als Frau mit Kuhhörnern dargestellt wird. Die Rolle der H. ist äußerst vielschichtig. Im ägyptischen Theben wurde H. als Totengottheit verehrt.
Henker
auch: carnifex (lat.: "Metzger"), Meister Hans, Meister Fix, Meister Stoffel, Nachrichter, Scharfrichter, usw. H. vollstrecken im Auftrag staatlicher Instanzen - insbesondere der Justiz - Todesurteile; sie führen staatliche Tötungen und teilweise Folterungen durch. In Deutschland wird der Terminus H. erstmals 1276 im Augsburger Stadtbuch erwähnt, allerdings ist davon auszugehen, dass ein solches Amt bereits früher ausgeübt wurde. Der H.s-Beruf wurde im MA. zu den "unehrlichen Berufen" gezählt. Die soziale Stellung des H.s (und seiner Familie) war entsprechend schlecht. Kompensiert wurde dies teilweise durch großzügige Besoldung und Privilegien (Naturalzahlungen, Nutzungsrechte, usw. Im Frankreich des 20. Jhs. auch steuerliche Vergünstigungen u.a.).
Hel
H., alt-nord. Eines von drei in der nord. Mythologie Snorris Sturlusons und den Eddaliedern beschriebenen Totenreichen - neben dem Reich der Ran und Valhall. Allerdings weichen Beschreibungen H.s durchaus voneinander ab. Wie bei allen Jenseitsdarstellungen aus der nord. Mythologie ist der Einfluss christl. aber auch antiker Vorbilder auf diese Darstellung umstritten.
Hermes
Figur der griech. Mythologie. Oft als "Götterbote" bezeichnet; wird oft als geflügelter Jüngling dargestellt. Trägt den Beinamen Psychopompos, aufgrund seiner Funktion als Geleiter von Seelen in den Hades.
Israfil
I,. im islamischen Volksglauben der Name eines Todesengels. Teilweise wird I. auch mit dem christlichen Raphael gleichgesetzt. In dieser Variante ist I. dann einer der vier Erzengel des Islam, dem beim Jüngsten Gericht eine besondere Rolle zukommt.
Jenseits
Das J. ist Teil einer mind. dualistisch gedachten Weltordnung. In einer solchen beschreibt J. den Ort "jenseits" einer Grenze; in der Regel ist hier die Todesgrenze gemeint. Damit wird das J. aus unserer Perspektive als Aufenthalts-, Existenz- und Handlungsort der Toten bestimmt. Der Gegenbegriff ist das Diesseits.
Kanopen
K. sind Teil der Ausstattung altägyptischer Mumiengräber. Es handelt sich dabei um die Gefäße, in die die der Mumie entnommenen, inneren Organe (Leber, Magen, Lungen und Gedärme) hineingegeben werden. Diese Krüge werden dann zusammen mit der Mumie ins Grab gelegt. K. kommen normalerweise in einem Set von 4 Krügen vor. Jeder Krug ist mit einem Deckel verschlossen, der einem Menschen- oder Tierkopf nachgebildet ist (i. d. R. Amset [Mensch, Leber], Hapi [Pavian, Lungen], Duamutef [Schakal, Magen] und Kebehsenuef [Falke, Darm]). Teilweise werden auch nur Schein-K. aus Holz mit ins Grab gegeben.
Katafalk
Der K., aus dem rom. catafalco, "Schaugerüst", auch 'castrum doloris' oder Paradebett, ist (1) im klassischen Sinn ein (Holz-)Gestell zur erhöhten Präsentation des Sarges während der Trauerfeierlichkeiten; (2) in der Gegenwart auch die generelle Bezeichnung für die Aufbewahrungstische bzw. -gestelle auf denen Särge in Trauerhallen und Abschiedsräumen aufgebahrt werden.
Kenotaph
K., griech.: "leeres Grab" (von kenos, "leer", und taphos, "Grab"). Gedenkstätte, teils in Form eines Grabes oder eines Epitaphs, die zur Erinnerung an Verstorbene errichtet wurde, aber keine sterblichen Überreste enthält. Aus diesem Grund werden K. auch als "Scheingräber" bezeichnet.
Ker (auch: Keres)
K., griech.: "Verderben", "Tod". In der griech. Mythologie eine Göttin, bzw. eine Gruppe von Göttern, die - im Gegensatz zu ihrem Bruder Thanatos - für gewaltsame Todesfälle verantwortlich sein sollen.
Kohelet
Verfasser eines Buches der Bibel aus dem 3. Jh. v. Chr. Über K. selbst ist nichts weiter bekannt. Das Buch K. thematisiert die Vergänglichkeit des Menschen sowie die Frage nach dem Sinn des Lebens und entwirft in diesem Zusammenhang eine Ethik, d.i. eine Weisung zur rechten Lebensführung, welche eine Aufforderung zum Handeln im "Jetzt" und die stete Erinnerung an die eigene Sterblichkeit beinhaltet. Das Buch K. wirkt aus heutiger Perspektive recht modern, sogar Parallelen zur Existenzphilosophie wurden gezogen. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass das Buch ohne Zweifel in einem klaren theologischen und theistischen Kontext steht. Im Judentum wird das Buch verstärkt zum Laubhüttenfest gelesen.
Krematorium
K., von lat. cremare, "verbrennen". Anlage zur Einäscherung (Kremation) Verstorbener im Rahmen der Feuerbestattung. Technisch betrachtet handelt es sich dabei in der Gegenwart um leistungsstarke Verbrennungsöfen, in denen Leichen inkl. des Leichenbehältnisses in Gänze einzeln verbrannt werden können. Die bei der Kremation anfallende Asche wird aufgefangen und zur weiteren Bestattung in eine Urne gefüllt.
Kryonik
K., von griech. kryos, "kalt". Ein technischer Versuch, das Leben durch (Tief-)Kühlung zu verlängern. Die Grundidee dabei ist, eine gegenwärtig unheilbar kranke, bzw. sterbende Person in den Zustand einer kryonischen Suspension zu versetzen, in dem die Person dann solange verbleibt, bis in der Zukunft technische oder medizinische Möglichkeiten entwickelt wurden, um den drohenden Tod oder das Leid der Person abzuwenden. Die Möglichkeit der Durchführung dieses Verfahrens wird stark angezweifelt. Aus tiefer Kühlung wieder aufgetaute Zellen weisen in der Regel schwere Eisschäden auf. Ein aus kryonischer Suspension aufgetauter Körper ist daher vermutlich nicht mehr lebensfähig.
Laren
In der römischen Antike die freundlichen Geister guter Menschen. Ihre negative Entsprechung sind die Lemuren.
Leichenstarre
Auch: Totenstarre, lat.: rigor mortis. Postmortal eintretende Muskelverhärtung aufgrund eines Mangels an ATP, einer chemischen Verbindung, die für die Entspannung der Muskeln sorgt. Die L. tritt in der Regel zwischen 1-4 Std. nach dem Tod ein und pflanzt sich in der Hälfte aller Fälle vom Kopf bis zu den Füßen fort. Sie löst sich nach ca. 1-2 Tagen. Wärme beschleunigt, Kälte verzögert Eintritt und Lösung. Sofern die L. gewaltsam gebrochen wird, tritt sie im benannten Zeitraum bei entsprechender Gelegenheit erneut ein.
Lemuren
In der römischen Antike die friedlosen, bösartigen Geister der Verstorbenen, dargestellt als Gerippe, die mit Haut überzogen sind. Ihre positive Entsprechung sind die Laren.
Leutnant des Todes
Alter Beiname und teils auch Synonym für Henker und Scharfrichter, teilweise auch für Ärzte. Grundsätzlich anwendbar in allen Fällen, in denen man einer Berufsgruppe oder einem Individuum - z.B. wegen einer hohen Anzahl verschuldeter Tode oder der schlichten Beteiligung an einer großen Anzahl von Todesfällen - vorwirft, mit dem Tod höchstselbst im Bunde zu stehen oder diesem zu dienen.
Libitina
Altrömische Gottheit mit dem Wirkbereich Bestattungen und Tod. Sie wird den Di inferi zugerechnet und in eine Beziehung zu Venus gestellt, mit der sie teils auch identifiziert wird. Nach ihr nannte man Bestatter auch Libitinarii. Möglicherweise ist L. etruskischen Ursprungs, ähnlich dem Totendämon Charun.
Libitinarii
Name für eine besondere Gruppe von Bestattern im alten Rom, wohl nach der Todesgöttin Libitina. Prominent interpretiert wurden die L. von John Maddox Roberts in seinen SPQR-Romanen, insbesondere im dritten Band "Sacrilege", wo die L., ihre Funktion und ihre mutmaßliche etruskische Herkunft ausführlich thematisiert werden.
Macabré
Name eines Totengottes oder Totendämons. Nach Informationen von Prof. Uli Wunderlich (ETV) legen wissenschaftliche Untersuchungen nahe, dass dieser Gott in archaischer Zeit (ca. 700-500 v. Chr.) im westlichen Mittelmeerraum verehrt worden ist. Hinweise seien u.a. in der Etymologie zu finden. Seit dem Mittelalter habe sich der Name dann in abgewandelter Form von Spanien und Südfrankreich ausgehend als Bezeichnung für verschiedene thanatologische Phänomene (Grab, Trauerfeier, Friedhof) ausgebreitet. Das Deutsche hat den Begriff "makaber" in der Bedeutung "unheimlich" bzw. "grotesk" u.a. übernommen.
Mamman Brigitte
manchmal auch: Grande Brigitte. M.B. ist ein Voodoo-Geist, sie gehört zu den sogenannten Ghede Loa, den Geistern der Toten, einer der drei prominentesten Loa-Familien. Sie gilt als Gemahlin von Baron Samedi und als Älteste der Toten. Wie bei allen Begriffen aus dem Umfeld des Voodoo sind verschiedene Schreibweisen möglich.
Memento mori
lat.: "Bedenke, dass du sterben musst!" (Übersetzungen unterscheiden sich teils erheblich im Wortlaut.) Mahnung, welche den Menschen an seine Sterblichkeit erinnern soll. Der Ursprung der Formel ist unklar. Zwar erlangt der Ausspruch im Mittelalter weite Verbreitung, Spuren bzw. Vorstufen der Formel sind aber bereits in antiken Schriften zu finden. Der Ausdruck kann auch substantivisch gebraucht werden, und dann ein Ereignis oder einen Gegenstand beschreiben, der den Menschen an seinen Tod erinnert.
Moira (auch: Moiren)
M., griech.: "Anteil", "Los", "Schicksal". In der griech. Mythologie eine Dreiergruppe von Schicksalsgöttinnen, bestehend aus: Klotho, der Spinnerin, die den Lebensfaden webt, Lachesis, der Zuteilerin, die den Lebensfaden bemisst und Atropos, der Unabwendbaren, die den Faden mit einer Schere durchschneidet und somit den Tod des jeweiligen Individuums bestimmt. Attribute sind Spindel, Schriftrolle und Schere, bzw. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das Konzept einer Dreiergemeinschaft von Schicksalsgöttinnen ist auch in anderen Kulturkreisen bekannt, etwa in der römischen und der germanischen Mythologie (Parzen, bzw. Nornen).
Mord
Vorsätzliche Tötung eines Menschen. Die Qualifikation einer solchen Tötung als Mord in Abgrenzung zum Totschlag oder zur fahrlässigen Tötung ist von Rechtssystem zu Rechtssystem unterschiedlich. In Deutschland ist die Erfüllung eines Mordmerkmals aus §211 StGB zwingend erforderlich. Andere Rechtsysteme beziehen sich allein auf die Überlegtheit der Tötung, wieder andere auf eine jeweils unterschiedlich definierte, besondere ethische Verwerflichkeit der Tat.
Mors
M., lat.: "Tod". In der römischen Mythologie die Gegenfigur zum griech. Thanatos, allerdings mit weiblichem Geschlecht. M. wird entweder als Göttin des Todes oder als Personifikation ebendieses beschrieben.
Mort
M., Kurzform des engl. Personennamens Mortimer, dessen erster Teil romanischen Ursprungs ist: lat. mors, frz. mort, ital. morte, span. muerte: Tod. Diese etymologische Herkunft macht den Namen interessant für Anspielungen auf thanatologische Bezüge. So hat der Autor Terry Pratchett einen seinen berühmtesten Charaktere im gleichnamigen Roman M. genannt. Dabei geht die Figur im Rahmen der Romanhandlung eine enge Beziehung zum personifizierten Tod ein: er wird dessen Lehrling und übernimmt später zeitweise dessen Rolle.
Mortalität
M., Fachbegriff für die Sterblichkeitsrate oder auch -wahrscheinlichkeit von Individuen bezogen auf die Gruppe, welcher diese Individuen angehören (zumeist die Bevölkerung eines bestimmten Staates oder Gebietes) innerhalb eines gewissen Zeitraums (meist ein Kalenderjahr). Die M. ist ein zunächst empirischer Wert, aus dem im weiteren Verlauf oft statistische Wahrscheinlichkeiten berechnet werden, welche Auskunft über die zukünftige Entwicklung einer Population oder über individuelle Sterberisiken geben sollen.
Necronomicion
N. - ein fiktiver Neologismus aus nekros, "Toter", nomos ,"Gesetz", und eikon, "Bildnis" - ist der Titel eines von Howard Philips Lovecraft zu Beginn des 20. Jh.s erdachten Buches, welches ein zentraler Bestandteil des von Lovecraft initiierten Cthulhu-Mythos ist. Das N. hat im Laufe der letzten Jahrzehnte Eingang in breite Schichten der Popkultur gefunden und ist inzwischen eine Legende an sich. Immer wieder gibt es (unhaltbare) Gerüchte über die Existenz eines "echten" N. Angesichts der Vielzahl und Bedeutung der angeblich in diesem Werk enthaltenen, okkulten und magischen Informationen - darunter auch Anleitungen zum Erwecken der Toten - ein verständliches Phänomen in esoterischen Kreisen.
Nekrolog
auch: Nekrologium. (1) Leichenrede, bzw. Nachruf, in dem Leben und Taten eines Verstorbenen gewürdigt werden; (2) Totenliste bzw. ein Totenverzeichnis. Im Mittelalter vor allem in Klöstern angelegt - zum Gedenken und zur Erinnerung an Gebetspflichten.
Nekromant
N., ein Nekromantie-Kundiger. Ein Totenbeschwörer.
Nekromanteion
Totenorakel, im griech. Mythos bevorzugter Ort zur Durchführung von magischen Praktiken, die der Nekromantie zugerechnet werden. Zumeist an Durchgängen zur Unterwelt gelegen.
Nekromantie
N., griech.: "Toten-Weissagung" (von nekros, "Toter", und manteia, "das Weissagen"). Sammelbegriff für magische Praktiken zur Befragung Verstorbener. Beispiele finden sich u.a. sowohl in der Bibel (1 Sam 28), wie auch in Homers "Odyssee" (11. Gesang). In modernerer Literatur wird N. auch als Beschwörung von Totengeistern zur Durchführung von bestimmten Aufgaben verstanden. In der phantastischen Literatur versteht man unter N. gar die Herrschaft eines Magiers über Tote und Untote. Gemeinsam ist den meisten Darstellungen die Ablehnung entsprechender Praktiken.
Nekrophilie
N., griech., von nekros, "Toter", und philia, "Liebe". Auf Leichen oder Leichenteile ausgerichteter Sexualtrieb. Es sind verschiedene Formen und Ausprägungen bekannt, die von Pseudo- bzw. prämortaler Nekrophilie bis hin zur vorsätzlichen Tötung mit dem Ziel anschließender sexueller Handlungen am Leichnam reichen. N. gilt als Form der Paraphilie, also als eine von der Norm abweichende sexuelle Störung, die medizinischer bzw. psychologischer Behandlung bedarf. In der Bundesrepublik Deutschland gelten nekrophile Handlungen vor dem Gesetz als Leichenschändung und sind nach §168 StGB als Störung der Totenruhe strafbar.
Nekropole
auch: Nekropolis, griech.: "Totenstadt" (von nekros, "Toter", und polis, "Stadt"). Begräbnisstätte. Die Abgrenzung zu anderen Bezeichnungen von Bestattungsorten, insb. zu den Begriffen "Gräberfeld" und "Friedhof" scheint nicht einheitlich gehandhabt zu werden. Vorläufige Kriterien für die Anwendung des Begriffes N. scheinen eine gewisse Größe, teils auch die zeitliche Einordnung (zumeist vor-/frühzeitlich, antik) oder oberirdische Gestaltungsmerkmale zu sein.
Orcus
O., der römische Gott des Totenreiches, welches ebenfalls diesen Namen trägt; die röm. Entsprechung des Hades.
Osiris
Figur der ägyptischen Mythologie. Herrscher im Totenreich und oberster Richter des Jenseitsgerichts. Die Legende berichtet, O. sei von seinem Bruder Seth getötet worden, weil dieser den Thron Ägyptens besteigen wollte. O. zeugte daraufhin nach seinem Tod mit seiner Schwester und Frau Isis den Horus, welcher O. später rächen sollte.
Ossuar
Ein O., von lat. ossa "Gebeine", ist (1) eine Bezeichnung für ein Beinhaus, (2) der Name eines speziellen, bei Sekundärbestattungen verwendeten, oft steinernen Behälters, in dem die nach einer zuvor durchgeführten Primärbestattung übriggebliebenen Knochen gesammelt und erneut bestattet werden. Der Begriff kann aber (3) auch grundsätzlich für jedes Gefäß verwendet werden, in dem menschliche Gebeine aufbewahrt werden.
Ouija(-Brett)
Das O., in der Regel eine Alphabettafel mit einem dazu passenden Zeige-Gerät, ist in spiritistischen Kreisen ein Hilfsmittel, mit dem beschworene Geister während einer Seance Antworten auf Fragen der anderen Sitzungs-Teilnehmer geben können sollen. Tatsächlich handelt es sich bei den vermeintlichen Antworten der Geister um das Ergebnis unauffälliger, gruppendynamischer Prozesse.
Persephone
P., manchmal auch Kore, Gestalt der griech. Mythologie, Gemahlin des Hades und an seiner Seite Herrscherin der Unterwelt / des Totenreichs. Ursprüglich wurde P. von Hades in die Unterwelt entführt, nachdem dieser sich in P. verliebt hatte, aber P. nicht freiwillig zu ihm in sein Reich hinabsteigen wollte. Nach Intervention von P.s Mutter Demeter wurde ein Kompromiss gefunden, nachdem P. nur einen Teil des Jahres in der Unterwelt verbringen muss. Diese Monate bilden auf der Erde die Zeit des Winters. In diesem Zusammenhang wurde P. auch als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt. Symbole sind die Ähre, der Granatapfel und die Zypresse.
Phönix
Der Ph. griech. phoinix, ist ein Fabelwesen aus der griech.-hellen. Mythologie. Der Vogel Ph. verfügt über die Fähigkeit, nach seinem Tod aus seiner Asche wiederaufzuerstehen und gilt deshalb als Symbol eines ewigen Kreislaufs des Lebens bzw. der Auferstehung von den Toten. Die Figur des Ph. wird auch in der rezenten phantastischen Literatur immer wieder erwähnt oder verwendet. Sein Name ist zudem als Bezeichnung für Unternehmen und Produkte beliebt.
Pietät
P., von lat. pietas, "Pflicht","pflichtgemäßes Verhalten". P. meint heute vor allem den respektvollen Umgang mit Leichen und Leichenteilen unter spezieller Berücksichtigung des Umstands, dass auch der nun leblose Körper bzw. seine Teile nicht nur bloße Sache, sondern Überrest einer menschlichen Person sind. In diesem Sinne soll mit der Leiche so verfahren werden, wie man auch mit einem lebenden Menschen verfahren würde, insbesondere ist die Würde des Leichnams zu achten. Ist pietätloses Verhalten in der Regel nur ein moralischer Affront, sind für besonders schwerwiegende Fälle in Deutschland sogar gesetzliche Strafen vorgesehen. Die rechtliche Grundlage hierfür bildet §168 StGB.
Pluto (Pluton, Plutos)
P., griech. "der Reiche", Name zweier Gestalten des griech.-röm. Mythos. (1) Gott des Reichtums und Herrscher der Reichtum spendenden Unterwelt, die mit dem Totenreich in Verbindung gebracht wird. P. entspricht dabei weitestgehend der griech. Figur des Hades, aber mit Betonung auf den für die Menschen positiven Eigenschaften. Damit dürfte der Name P. vor allem eine funktionale Unterscheidung zum Namen "Hades" bezeichnen. Es handelt sich nicht um eine weitere Gottheit neben Hades selbst. (2) Die männl. Figur darf nicht mit der weibl. verwechselt werden. Letztere zeugte zusammen mit Zeus den Tantalos.
Proserpina
Gestalt der röm. Mythologie. Dort Gemahlin des Gottes Pluto. Die röm. P. entspricht dabei weitestgehend der griech. Figur der Persephone.
Psychopompos
P., griech.: "Seelengeleiter". Beiname für solche Figuren der griech. Mythologie, denen zugeschrieben wird, für die Begleitung von Seelen in den Hades zuständig zu sein. Vgl etwa: Hermes, Thanatos.
Reich der Ran
Eines von drei in der nord. Mythologie Snorris Sturlusons und den Eddaliedern beschriebenen Totenreichen - neben Hel und Valhall. Das R. galt als Ort, an den die Ertrunkenen nach ihrem Tod gelangten. Allerdings weichen Beschreibungen des R. durchaus voneinander ab. Wie bei allen Jenseitsdarstellungen aus der nord. Mythologie ist der Einfluss christl. aber auch antiker Vorbilder auf diese Darstellung umstritten.
Rigor Mortis
Lat., medizinischer Fachbegriff für das Phänomen der Leichenstarre.
Seelenvogel
Symbol des altägyptischen Totenglaubens. Die Ägypter glaubten, dass die Seele (Ba) eines Verstorbenen in Form eines Vogels das Grab verlassen und in das Diesseits zurückkehren konnte. Ähnliche Vorstellungen finden sich auch in vielen anderen Natur- und antiken Religionen - selbst in christlichen Darstellungen ist der Seelenvogel bekannt.
Selbsttötung
Willentliche, von einer Person an sich selbst vorgenommene Beendigung des eigenen Lebens. Wird wert auf die freie Entscheidung zu sterben gelegt, wird oft der Begriff Freitod verwendet. Der fachsprachliche Terminus lautet Suizid.
Sterbehilfe
Maßnahmen, die den von einer Person geäußerten Wunsch nach Selbsttötung unterstützen bzw. den Tod im Auftrage des Sterbewilligen herbeiführen. S. erfolgt insbesondere dann, wenn der Sterbewillige zur Durchführung des Suizids - zumeist aus medizinischen Gründen - selbst nicht (mehr) in der Lage ist. Je nach Art der Hilfestellung wird heute oft zwischen mehreren verschiedenen Arten der S. unterschieden: Während man bei einer direkt ausgeführten Tötung auf Verlangen von "aktiver" S. spricht, wird das Unterlassen von lebensverlängernden Maßnahmen als "passive" S. bezeichnet. Als dritte Form gilt die "indirekte" S., bei welcher der Tod als "Nebenwirkung" einer Behandlung oder Maßnahme bewusst in Kauf genommen wird. Schließlich kann S. auch als reine Begleitung des Sterbenden erfolgen.
Sterblichkeit
Das "Sterben-Können" oder "Sterben-Müssen" einer Person oder Existenz. Sterblich zu sein bedeutet, stets der Gefahr der Nichtung der eigenen Existenz ausgesetzt zu sein - etwa durch Alter, Krankheit oder äußere (Gewalt-)Einwirkungen. S. ist eine Grundeigenschaft aller der Biologie bekannter Lebensformen, wobei der Mensch eine Sonderrolle innehat, da er die einzige bekannte Lebensform ist, die ihren eigenen Tod anlass-unabhängig reflektieren kann, sich ihrer S. also bewusst ist.
Suizid
Fachbegriff für die Selbsttötung eines Menschen.
Tag der Toten
Deutsche Übersetzung des mexikanischen Feiertages Día de los muertos.
Thanatoethik
Th. ist ein noch sehr junger Begriff. Er wurde (nach derzeitigem Kenntnisstand) von George Minois eingeführt und bezeichnet laut S. Flaßpöhler das (derzeit noch theoretische) Gegenstück zu einer am Leben orientierten Bioethik, also eine entsprechend auf Tod und Sterblichkeit ausgerichtete Ethik. Eine solche Ethik sei nach Minois möglicherweise notwendig, da uns die gegenwärtigen wissenschaftlichen Errungenschaften geradezu zum Leben verurteilten. Eine Th. könne bzw. müsse hier gegensteuern.
Thanatokratie
Th., griech.: "Herrschaft des Todes", von thanatos, "Tod", und kratein, "herrschen". Aktuell umstrittener, eher negativ konnotierter Begriff, vor allem verwendet in ethischen, staatsphilosophischen und medizinischen Zusammenhängen. Die Vertreter einer negativen Bewertung begründen diese mit der zunehmenden Bedeutung des Todes in der gesellschaftlichen Debatte und dessen zunehmender Verharmlosung bzw. der Auflösung des Todes-Tabus.
Thanatologie
Th. bezeichnet das Studium aller todbe­zogenen Gedanken, Gefühle, Verhaltenswei­sen und Phänomene. (Vgl. zu dieser Definition auch meinen Text Thanatologie - Eine Begriffsbestimmung)
Thanatopraxie
Sammelbezeichung für Techniken, die angewandt werden, um einen Leichnam zu konservieren -- also seine Verwesung zu verlangsamen, bzw. im Extremfall zu unterbinden. Im modernen Bestattungswesen werden thanatopraktische Techniken (Waschungen, hygienische Behandlungen, teilweise auch rekonstruktive, kosmetische Wiederherstellungen) vornehmlich angewandt, um eine Abschiednahme der Hinterbliebenen vom Verstorbenen am offenen Sarg (Aufbahrung) zu ermöglichen.
Thanatos
Th., griech.: "Tod". (1) Figur der griech. Mythologie. Vermutlich beeinflusst von der volkstümlichen, ursprünglich etruskischen Charun-Figur. In Euripides' Alkestis dargestellt als schwarz-gewandeter, geflügelter, schwerttragender Daimon und Totenpriester, der die Toten für die unterirdischen Mächte weiht und sie in den Hades führt (vgl. Hermes Psychopompos). Im mythologischen Stammbaum wird Th. oft als Sohn der Nyx (griech.: Nacht) bezeichnet. Ihm wird zudem häufig Hypnos (griech.: Schlaf) als Bruder zugeschrieben. Die Figur des Th. ist nicht umumstritten, die Quellenlage spärlich und zudem zeitlich stark eingegrenzt (attische Vasenmalerei, ca. 520 -420 v. Chr.). (2) In der Psychologie wird der Begriff manchmal synonym für den von Freud beschriebenen Todestrieb gebraucht.
Thanatose
Th., auch: Totstellreflex, Schreckstarre oder Akinese, ist ein biologischer Fachbegriff, der einen Zustand der völligen Bewegungslosigkeit beschreibt. Dieser Zustand tritt bei verschiedenen Tieren als Reaktion auf eine Bedrohung oder Stress auf.
Thanatosoziologie
Th., Spezialgebiet der Soziologie, welches sich vornehmlich mit solchen sozialen Phänomenen befasst, die im Zusammenhang mit Tod und Sterben auftreten. Insbesondere der (gemeinschaftliche) Umgang mit Sterbenden (Verdrängung, Ritualisierung, Sterbehilfe, Hospizbewegung, usw.) aber auch die Suizidforschung und die Analyse des kollektiven Tötens (also: des Krieges) sind Gegenstände der Th. In Deutschland wird die Forschungsrichtung derzeit prominent durch Klaus Feldmann vertreten.
Tod
Das Ende des Lebens. Abhängig von weltanschaulichen und wissenschaftlichen Perspektiven werden unterschiedliche Zeitpunkte als T. benannt, mit teils sehr unterschiedlichen Konsequenzen. Während für Atheisten und Naturalisten mit dem T. auch die Existenz der Person endet, wird in den meisten Religionen davon ausgegangen, dass die Person, in Form der Seele oder ähnlichen Substanzformen, weiterexistiert. Diese fortgeführte Existenz kann als Aufenthalt in einem als Jenseits gedachten Ort (in Abgrenzung zum Leben im Diesseits der Todesgrenze) oder aber auch im Rahmen einer Reinkarnation, also als eine Rückkehr ins Diesseits gedacht werden.
Todesengel
T., auch: Engel des Todes. (1) Im ursprünglichen Sinn eine in den abrahamitischen Religionen auftretende Form von Engeln, die Menschen den Tod bringen, sie ins Jenseits geleiten und teilweise dort auch richten. Im Koran explizit erwähnt (32:11). (2) In jüngster Vergangenheit auch Bezeichnung für Personen, die illegal, oft eigenmächtig und teils ohne Zustimmung der Betroffenen, Sterbehilfe leisten. Häufig sind diese Personen im Pflegebereich, etwa als Krankenschwestern oder -helferinnen tätig. (3) Im geringeren Umfang auch allgemeine Bezeichnung für Personen, die anderen den Tod bringen, etwa Mörder, aber auch für Personifikationen des Todes selbst.
Todestrieb (Freud)
Begriff aus der Psychologie, geprägt von Sigmund Freud. Nach Freuds Auffassung ein Streben alles Organischen bzw. Lebendigen in den ursprünglichen Zustand der anorganischen Ruhe zurückzukehren.
Todeszeichen
Merkmale zur Bestimmung des Eintritts des Todes, lat./med.: signa mortis. Es wird zwischen unsicheren und sicheren T. unterschieden. Zu den unsicheren (weil prinzipiell reversiblen) T. zählen Herz-/Kreislauf- und Atemstillstand, Bewußtlosigkeit, Reflexlosigkeit, Blässe und Auskühlung. Die sicheren T. sind hingegen irreversibel. Hierzu werden Hirntod, Totenflecke, Leichenstarre und Fäulnis gerechnet.
Totenbruderschaft
T.en sind (1) "Vereinigungen, die sich nach dem Vorbild klösterlicher Gebetsverbrüderungen zusammenschlossen, um systematisch und intensiv der Verstorbenen zu gedenken und damit das Schicksal der Seelen im Fegefeuer zu lindern." (Uli Wunderlich, ETV) (2) T.en entstanden bereits im Mittelalter, vor allem in Städten, wo sie neben den Zünften bald die Hauptsäule des Bestattungswesens darstellten. Insbesondere Menschen, deren Totenfürsorge weder von der eigenen Familie noch von einer Zunft geleistet werden konnte, wurden Mitglieder. T. waren Laien-Gemeinschaften unter kirchlicher Aufsicht. Neben ihren Aktivitäten hinsichtlich Bestattung und Totengedenken, übten sie teils auch diakonische und soziale Tätigkeiten aus.
Totenflecke
T., lat./med.: livores, eigentl. "blauer Fleck". Eines der sicheren Todeszeichen. T. entstehen ab ungefähr 20-30 Minuten nach Eintritt des Todes durch schwerkraftbedingte Verlagerung des Blutes in den Gefäßen zunächst an der Unterseite der Leiche. T. sind bis zu 6 Std. nach Todeseintritt vollständig, zwischen 6-12 Std. nur noch teilweise verlagerbar. Für die Gerichtsmedizin sind zudem die Eigenschaften der Wegdrückbarkeit von T. sowie deren Färbung relevant.
Totenstarre
Siehe: Leichenstarre.
Totentanz
T.: Oberbegriff für eine ganze Reihe literarischer und künstlerischer Werke. T.e stellen zumeist tanzende Tote oder aber Tänze Lebender für bzw. gegen Verstorbene dar. Die ursprüngliche Bedeutung von T.en ist nicht eindeutig zu bestimmen. Denkbar sind sowohl Trauer-, Erinnerungs- aber auch Bannrituale. T.e sind in unterschiedlichen Varianten nahezu weltweit und in allen historischen Epochen nachzuweisen; heute meint der Begriff jedoch zumeist frühmoderne bzw. neuzeitliche Darstellungen, die ab dem 15. Jh. in Europa in Form von Wandmalereien oder Buchdrucken belegt sind und für die Hans Hohlbein d. J. als stilbildend gilt. Diese T.e zeigen in sozial-hierarchisch angeordneten Einzelszenen den Tod im Tanz mit einem Lebenden, meist beginnend beim Papst. Zu der Abbildung wurden meist Dialoge zwischen den Tanzenden abgedruckt, die stets mit einem Sieg des Todes über den Lebenden enden. Der T. erfüllt hier eine sozial-kritische Funktion und ist zugleich ein Memento mori. Später wurden T.e auch für politische Kritik verwendet.
Unsterblichkeit
Negativer Gegenbegriff zur Sterblichkeit. U. kann auf mind. zwei Arten verstanden werden: (1) Absolute U. Dies beinhaltet die vollständige Unmöglichkeit des Sterbens bzw. des Sterben-Könnens. In diesem Sinne ist U. ein klassisches Kriterium zur Unterscheidung zwischen Göttern und Menschen - erstere gelten in der Regel als unsterblich, während letztere als "Sterbliche" abgegrenzt werden. (2) Natürliche Unsterblichkeit. Hierunter fällt das Nicht-Eintreten-Können des Todes durch Alter, Krankheit o.ä. Allerdings bleibt die Möglichkeit bestehen, durch äußere (Gewalt-)Einwirkung zu sterben. Keine der beiden Formen konnte bislang empirisch als existent nachgewiesen werden.
Urne
U., von lat. urna, "Krug", heute eigentlich: Bestattungsurne, in Abgrenzung zu anderen Urnenformen. Seit der Frühgeschichte werden U. als Gefäße zur Aufbewahrung, Überführung und (Sekundär-)Bestattung der Asche Verstorbener verwendet.
Valhall
V., von alt-nord. valhöll, "Halle der Gefallenen". Eines von drei in der nord. Mythologie Snorris Sturlusons und den Eddaliedern beschriebenen Totenreichen - neben Hel und dem Reich der Ran. V. galt als Ort, an den die in der Schlacht gefallenen Krieger von den Walküren gebracht wurden. Allerdings weichen Beschreibungen V.s durchaus voneinander ab. Wie bei allen Jenseitsdarstellungen aus der nord. Mythologie ist der Einfluss christl. aber auch antiker Vorbilder auf diese Darstellung umstritten.
Vanitas
V., lat.: "Nichtigkeit", "Schein", "Vergeblichkeit", "Nutzlosigkeit", u.a. Mahnendes Motiv der (Renaissance-)Kunst, das die Menschen durch die Verbindung von Schönheit und Verfall an die Vergänglichkeit jeder irdischen Schönheit und an die eigene Eitelkeit erinnern sollte, die im Angesicht des Todes als bloßer Windhauch entlarvt werden wird. Häufige V.-Symbole sind Totenschädel, erlöschende Kerzen, Sanduhren, welke Blumen, Schatten, Echos und auch Spiegelbilder.
Vado mori
V., lat.: "ich gehe sterben", im übertragenen Sinn "ich werde sterben". Der Begriff bezeichnet eine bestimmte Art von Gedichten, die ab dem 13. Jahrhundert in Europa auftauchen und stets mit der Formel V. beginnen (und oft auch mit ihr schließen). In diesen zumeist nur zwei Verse pro Strophe umfassenden Gedichten beklagen Vertreter der verschiedenen gesellschaftlichen Stände ihren bevorstehenden Tod. Die Klage ist dabei stets monologisch. Der Tod oder Tote treten in diesen Gedichten nicht auf, um eine Antwort auf die Klage zu geben. V. gelten, da ihnen später auch Bilder beigestellt wurden, als eine der Vorstufen in der Entwicklung des europäischen Totentanzes.
Walküren
W., von alt-nord. valkyrja, zu valr "die Gefallenen" und kyrja "wählen". Altnord. Totendämonen, die die auf dem Schlachtfeld gefallenen Krieger nach Valhall geleiten. In der Rezeptionsgeschichte wurden Walküren oft als blonde, berittene Kriegerinnen dargestellt. Berühmt geworden ist Richard Wagners Vertonung des "Ritt der Walküren".
Wiedergänger
Allgemeine Bezeichnung für einen Totengeist, der im Diesseits herumspukt, weil er entweder nicht ordentlich bestattet wurde (im Hinblick auf kultur- oder religionsspezifische Totenriten), weil er eines "schlimmen", d.h. oft gewalt- oder grausamen Todes gestorben ist, oder weil ihn andere Gründe am Übergang ins Jenseits hindern. Wiedergänger werden oft als unnatürliche Erscheinungen (Verstoß gegen die natürliche Ordnung von Leben und Tod) gefürchtet. In einigen Kulturen trifft man teils entsprechende Vorbereitungen, um die Rückkehr solcher Totengeister ins Diesseits zu verhindern.
Zombie
Z., aus dem kreol. Ursprünglich eine übernatürliche Kraft im Voodoo-Glauben, die in einen toten Körper eindringen und ihn wiederbeleben konnte. Später wurde Z. dann zur Bezeichnung des wiederbelebten Toten selbst. Es gibt inzwischen unzählige Varianten des Z.s. Gemein ist den meisten eine sehr eingeschränkte Bewegungsfähigkeit und das Fehlen eines freien Willens. Desweiteren weisen die Varianten häufig nur rudimentäre bzw. gar keine kognitiven oder sprachlichen Fähigkeiten auf. In vielen moderneren Horror-Filmen und -Büchern werden Z. zudem als Menschenfresser dargestellt. Mit der zunehmenden Ablehnung metaphysischer Erklärungen im Laufe des 20. Jh.s. wird das Auftreten von Z. zunehmend auf einer pseudo-wissenschaftlichen Grundlage zu erklären versucht, etwa durch den Einfluss von ansteckenden, oft virologischen Krankheiten.
5-Phasen-Modell der Todesbewältigung
Das von Elisabeth Kübler-Ross zuerst in ihrem Buch "Interviews mit Sterbenden" ausführlich beschriebene Modell skizziert einen sehr häufig zu beobachtenden Ablauf der psychologischen Bewältigung des eigenen, kurz bevorstehenden Todes. Grob umrissen durchläuft jeder Mensch demnach ungefähr folgende Zustände (in Klammern die englische Bezeichnung): 1. Nichtwahrhabenwollen (Denial), 2. Zorn (Anger), 3. Verhandeln (Bargaining), 4. Depression (Depression), 5. Zustimmung (Acceptance). Kübler-Ross nennt diese Phasen "Verteidigungsmechanismen im psychatrischen Sinn, Mechanismen zur Bewätigung extrem schwieriger Situationen" (Interviews, S. 187). Die Phasen sind zeitlich und in ihrer Abfolge nicht fixiert. Sie variieren in ihrer Dauer; teilweise können sie sich sogar überschneiden. Ziel des Modells ist es, eine Erklärung für das Verhalten todkranker Menschen anzubieten, um Angehörigen und anderen Sterbebegleitern den Umgang mit diesen Patienten zu erleichtern und so indirekt die Patienten selbst besser in ihrem Sterbeprozess unterstützen zu können.